Welche Strafe bei Steuerhinterziehung?

von | 03.08.24 | Wissenswertes

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Steuerhinterziehung ist ein ernstes Vergehen, das nicht nur finanziell belastend sein kann, sondern auch schwerwiegende rechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Als erfahrener Strafverteidiger in Hamburg möchte Rechtsanwalt Kemal Su Ihnen einen umfassenden Überblick darüber geben, welche Strafen bei Steuerhinterziehung drohen können und wie Sie sich im Falle einer Anklage am besten verhalten sollten. In Deutschland ist Steuerhinterziehung ein komplexes Delikt, das verschiedene Szenarien und Strafmaßoptionen beinhaltet. Dieser Artikel klärt über die rechtlichen Grundlagen, mögliche Strafmaße und Verteidigungsstrategien auf.

Was versteht man unter Steuerhinterziehung?

Steuerhinterziehung liegt vor, wenn eine Person vorsätzlich unrichtige oder unvollständige Angaben gegenüber der Finanzbehörde macht, um Steuern zu verkürzen oder nicht zu zahlen. Es handelt sich hierbei um ein vorsätzliches Delikt, das eine vorsätzliche Handlung oder Unterlassung voraussetzt. Ziel der Steuerhinterziehung ist es, Steuern ganz oder teilweise zu vermeiden.

Formen der Steuerhinterziehung

Es gibt verschiedene Formen der Steuerhinterziehung, darunter:

  • Einkommenssteuerhinterziehung: Falsche Angaben über Einkünfte, um die Steuerlast zu reduzieren.
  • Umsatzsteuerhinterziehung: Unrichtige Deklaration der Umsätze, häufig durch das Ausstellen falscher Rechnungen.
  • Verbrauchssteuerhinterziehung: Nichterfassung von verbrauchsteuerpflichtigen Waren, zum Beispiel durch den Schmuggel von Tabak oder Alkohol.

Rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Grundlagen der Steuerhinterziehung sind im deutschen Strafgesetzbuch und der Abgabenordnung verankert. Insbesondere die §§ 370 ff. der Abgabenordnung (AO) sind von Bedeutung. Hier sind die Voraussetzungen und Strafmaße detailliert geregelt.

§ 370 Abgabenordnung

Dieser Paragraph definiert Steuerhinterziehung und die damit verbundenen Strafen. Es wird zwischen einfacher und schwerer Steuerhinterziehung unterschieden. Die Unterscheidung basiert auf dem Ausmaß der hinterzogenen Steuern und der kriminellen Energie.

Voraussetzungen der Steuerhinterziehung

  • Vorsätzliche Handlung oder Unterlassung: Der Täter muss bewusst falsche Angaben machen oder erforderliche Angaben unterlassen.
  • Unrichtige oder unvollständige Angaben: Diese können sowohl schriftlich als auch mündlich gegenüber der Finanzbehörde erfolgen.
  • Verkürzung von Steuern oder ungerechtfertigte Steuervergütung: Ziel ist die Verminderung der Steuerschuld oder das Erhalten von unrechtmäßigen Steuervergütungen.

Mögliche Strafen bei Steuerhinterziehung

Die Strafen für Steuerhinterziehung variieren je nach Schweregrad des Delikts. Grundsätzlich wird zwischen der einfachen und der schweren Steuerhinterziehung unterschieden.

Einfache Steuerhinterziehung

Bei einer einfachen Steuerhinterziehung kann eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren verhängt werden. Die Höhe der Strafe richtet sich nach dem Ausmaß der Steuerhinterziehung und der individuellen Schuld des Täters.

Faktoren, die die Strafe beeinflussen

  • Höhe der hinterzogenen Steuern: Je höher der Betrag, desto höher die Strafe. Ein gestohlener Betrag von bis zu 50.000 Euro gilt als Richtwert für eine einfache Steuerhinterziehung.
  • Geständnis und Reue: Ein frühzeitiges Geständnis kann strafmildernd wirken. Täter, die die hinterzogenen Steuern nachzahlen und ihre Handlungen bereuen, können mit milderen Strafen rechnen.
  • Wiederholungstäter: Wiederholte Steuerhinterziehung führt zu höheren Strafen, da die kriminelle Energie und die Rückfallwahrscheinlichkeit höher bewertet werden.

Schwere Steuerhinterziehung

Bei einer schweren Steuerhinterziehung, insbesondere wenn ein großer Betrag an Steuern hinterzogen wurde oder organisierte kriminelle Machenschaften vorliegen, droht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Die Schwere der Tat wird anhand des hinterzogenen Steuerbetrags und der kriminellen Energie bewertet.

Kriterien für schwere Steuerhinterziehung

  • Hoher Steuerbetrag: Ab einem hinterzogenen Betrag von 50.000 Euro kann eine Tat als schwer eingestuft werden. Bei Summen über 100.000 Euro wird die Tat fast immer als schwerwiegend eingestuft.
  • Gewerbsmäßiges Handeln: Steuerhinterziehung im Rahmen von geschäftlichen Tätigkeiten, insbesondere wenn systematisch und über einen längeren Zeitraum hinterzogen wurde.
  • Gefälschte Dokumente: Verwendung von gefälschten Belegen oder Dokumenten, um die Finanzbehörden zu täuschen und höhere Steuerbeträge zu hinterziehen.
HinterziehungsbetragStrafe bei einfacher SteuerhinterziehungStrafe bei schwerer Steuerhinterziehung
Bis 50.000 EuroGeldstrafe oder Freiheitsstrafe bis 5 JahreIn der Regel keine schwere Einstufung
50.000 bis 100.000 EuroFreiheitsstrafe bis 5 JahreFreiheitsstrafe von 6 Monaten bis 10 Jahre
Über 100.000 EuroSelten einfache StrafeHäufig Freiheitsstrafe ab 2 Jahren

Beispiele aus der Rechtsprechung

  1. Fall einer einfachen Steuerhinterziehung: Ein Unternehmer hatte über mehrere Jahre hinweg kleinere Einnahmen aus seinem Geschäft nicht ordnungsgemäß deklariert. Insgesamt belief sich der hinterzogene Betrag auf 45.000 Euro. Der Unternehmer zeigte sich reuig und zahlte die hinterzogenen Steuern nach. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 300 Tagessätzen, da er Ersttäter war und ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte.
  2. Fall einer schweren Steuerhinterziehung: Ein Immobilieninvestor hatte über ein kompliziertes Netz aus internationalen Briefkastenfirmen Einkünfte aus Mieteinnahmen verschleiert. Der hinterzogene Betrag belief sich auf über 2 Millionen Euro. Aufgrund der hohen kriminellen Energie und der gewerbsmäßigen Vorgehensweise wurde er zu einer Freiheitsstrafe von 4 Jahren verurteilt.
  3. Fall einer Selbstanzeige: Eine Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens hatte über mehrere Jahre hinweg fälschlicherweise Ausgaben als betrieblich deklariert, die privat waren. Der hinterzogene Steuerbetrag betrug 120.000 Euro. Nach einer internen Revision entschied sie sich, eine Selbstanzeige zu stellen. Aufgrund der vollständigen Offenlegung und der sofortigen Nachzahlung der hinterzogenen Steuern kam es zu einem Verzicht auf Strafverfolgung.

Verteidigungsstrategien bei Steuerhinterziehung

Im Falle einer Anklage wegen Steuerhinterziehung ist es wichtig, frühzeitig einen erfahrenen Strafverteidiger zu konsultieren. Rechtsanwalt Kemal Su bietet Ihnen kompetente Beratung und Unterstützung, um Ihre Rechte zu wahren und das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Selbstanzeige

Eine der wirksamsten Verteidigungsstrategien bei Steuerhinterziehung ist die Selbstanzeige. Sie ermöglicht es Tätern, Straffreiheit zu erlangen, wenn sie ihre Steuervergehen eigenständig offenlegen und die hinterzogenen Steuern nachzahlen. Die Selbstanzeige muss jedoch vollständig und rechtzeitig erfolgen, um wirksam zu sein.

Voraussetzungen für die Selbstanzeige

  • Vollständige Offenlegung: Alle unversteuerten Einkünfte müssen angegeben werden. Dies umfasst sowohl inländische als auch ausländische Einkünfte.
  • Rechtzeitige Nachzahlung: Die hinterzogenen Steuern müssen zeitnah entrichtet werden. Es ist ratsam, die Selbstanzeige in Zusammenarbeit mit einem Steuerberater zu erstellen.
  • Keine laufenden Ermittlungen: Die Selbstanzeige muss vor Bekanntwerden des Delikts erfolgen, um als strafbefreiend anerkannt zu werden. Bei bereits laufenden Ermittlungen ist eine Selbstanzeige nicht mehr möglich.

Verhandlungsgeschick

Ein erfahrener Strafverteidiger kann in Verhandlungen mit den Ermittlungsbehörden eine Reduzierung des Strafmaßes erreichen. Dabei werden Faktoren wie Geständnis, Reue und die Bereitschaft zur Wiedergutmachung berücksichtigt.

Mögliche Verhandlungsstrategien

  • Strafmildernde Umstände: Darstellung von Reue und Wiedergutmachung. Ein glaubhaftes Schuldeingeständnis kann die Strafzumessung positiv beeinflussen.
  • Kooperation mit den Behörden: Unterstützung bei der Aufklärung des Delikts. Aktive Mithilfe bei der Ermittlung weiterer Hinterziehungsfälle kann sich positiv auf das Strafmaß auswirken.
  • Individuelle Umstände: Persönliche und finanzielle Situation des Angeklagten. Faktoren wie gesundheitliche Probleme oder familiäre Verpflichtungen können bei der Urteilsfindung berücksichtigt werden.
VerteidigungsstrategieVorteileNachteile
SelbstanzeigeStraffreiheit bei vollständiger AnzeigeRisiko bei unvollständiger Anzeige
VerhandlungMöglichkeit der StrafmilderungErfolg abhängig von Verhandlungsgeschick

Steuerhinterziehung und ihre Folgen

Steuerhinterziehung hat nicht nur rechtliche, sondern auch finanzielle und gesellschaftliche Folgen. Neben der strafrechtlichen Verfolgung drohen hohe Nachzahlungen und Zinsen. Zudem kann das Ansehen der betroffenen Person oder des Unternehmens erheblich beschädigt werden.

Finanzielle Konsequenzen

Neben der eigentlichen Strafe müssen Täter die hinterzogenen Steuern nachzahlen, oft verbunden mit hohen Zinsen und Säumniszuschlägen. Diese finanziellen Belastungen können existenzbedrohend sein. Die Nachzahlung erfolgt in der Regel zuzüglich der gesetzlich festgelegten Verzugszinsen von sechs Prozent pro Jahr.

Berechnung der Nachzahlungen

  • Hinterzogene Steuern: Der ursprüngliche Steuerbetrag, der nicht gezahlt wurde.
  • Zinsen: Zusätzlich zu den hinterzogenen Steuern sind Verzugszinsen zu zahlen, die schnell eine erhebliche Summe erreichen können.
  • Säumniszuschläge: Für verspätete Zahlungen können zusätzlich Säumniszuschläge anfallen.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Steuerhinterziehung wird in der Gesellschaft stark verurteilt und kann zu einem Verlust des Vertrauens führen. Dies betrifft nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Unternehmen, die in der Öffentlichkeit stehen. Der Reputationsschaden kann langfristige Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen und die Kundenbindung haben.

Imageverlust

  • Privatpersonen: Verlust von Ansehen und Vertrauen im sozialen Umfeld. Freunde und Familie können das Vertrauen in die betroffene Person verlieren.
  • Unternehmen: Verlust von Kunden und Geschäftspartnern. Geschäftliche Beziehungen können durch den Reputationsschaden beeinträchtigt werden.

Präventive Maßnahmen

Um Steuerhinterziehung zu vermeiden, ist es ratsam, sich rechtzeitig über steuerliche Pflichten zu informieren und bei Unklarheiten professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Eine sorgfältige Buchführung und die fristgerechte Abgabe von Steuererklärungen sind essenziell.

Tipps zur Vermeidung von Steuerhinterziehung

  • Regelmäßige Steuerberatung: Professionelle Unterstützung bei der Steuerplanung und -erklärung kann helfen, Fehler zu vermeiden und alle gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen.
  • Transparente Buchführung: Sorgfältige Dokumentation aller Einkünfte und Ausgaben, um eine klare und nachvollziehbare Grundlage für die Steuererklärung zu schaffen.
  • Fristgerechte Abgaben: Pünktliche Abgabe von Steuererklärungen und Zahlungen, um zusätzliche Kosten durch Verzugszinsen oder Säumniszuschläge zu vermeiden.

Fazit

Steuerhinterziehung ist ein ernstes Delikt, das schwerwiegende rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen kann. Es ist wichtig, sich seiner steuerlichen Pflichten bewusst zu sein und bei Unklarheiten professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Rechtsanwalt Kemal Su steht Ihnen in Hamburg als erfahrener Strafverteidiger zur Seite und hilft Ihnen, im Falle einer Anklage das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Nutzen Sie die Möglichkeit einer kostenlosen Erstberatung und vereinbaren Sie noch heute einen Termin. Der frühzeitige Kontakt zu einem Fachanwalt kann entscheidend für den Verlauf des Verfahrens sein und Ihnen helfen, Ihre Rechte umfassend zu schützen.


FAQ

Was ist eine Steuerhinterziehung?

Steuerhinterziehung liegt vor, wenn jemand bewusst falsche Angaben gegenüber dem Finanzamt macht, um Steuern zu sparen.

Welche Strafe droht bei Steuerhinterziehung?

Je nach Schwere der Tat kann die Strafe von einer Geldstrafe bis zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren reichen. Die genaue Strafe hängt von den Umständen des Einzelfalls ab.

Kann ich eine Selbstanzeige stellen?

Ja, eine Selbstanzeige kann Straffreiheit gewähren, wenn sie vollständig und rechtzeitig erfolgt. Es ist wichtig, die Selbstanzeige korrekt und umfassend zu erstellen, um die Vorteile dieser Option zu nutzen.

Welche Rolle spielt die Höhe der hinterzogenen Steuern?

Die Höhe der hinterzogenen Steuern beeinflusst maßgeblich das Strafmaß. Hohe Beträge führen zu schwereren Strafen, da sie die Schwere der Tat erhöhen.

Wie kann ich Steuerhinterziehung vermeiden?

Regelmäßige Steuerberatung, transparente Buchführung und fristgerechte Abgaben helfen, Steuerhinterziehung zu vermeiden. Durch eine präzise Planung und Dokumentation können Fehler und Missverständnisse bei der Steuererklärung vermieden werden.

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